Vineta*
von J. Fürkus, 06/2023
Der Sage nach ging einst Vineta unter,
nah des Vineta-Riffs vor Koserow,
unsagbar reich, ein reines Ostsee-Wunder,
schöner als viele Städte anderswo.
Der Handel blühte, Wohlstand überall,
die Menschen wollten immer weiter so,
und die Verschwendung ward zum Sündenfall.
Eisern die Tore, Glocken aus Silber, Gold,
doch strafend folgte bald der große Knall:
Die Stadt versank mit allem ungewollt,
das Meer verschlang alles samt Neid und Hass,
der Welt weder Moral noch Glanz gezollt.
Die Sturmflut-Wellen zogen sie ins Nass,
seitdem ist sie die Stadt unter dem Meere,
nach dem, was so erzählt wird, ist sie das.
Ein Sonntagskind gibt sich vielleicht die Ehre,
sie zu erlösen von dem Untergang,
an einem Tag zu Ostern - wenn's so wäre,
mit Glück in alter Pracht, mit Glockenklang,
den man in Koserow schon heute höre,
auf dessen Seebrücke mit dem Gesang
vom Glockenturm der Bronzeglockenchöre
im Schlagton "gis" und "h" ihres Geläut'.
Was immer auch den Untergang beschwöre -
sagenumwoben, das Vineta heut!
*) Copyright by Jürgen Fürkus